Die Hundedarstellungen von Jaques de Seve

Über das Leben von Jaques de Seve ist nicht sehr viel bekannt, obwohl von ihm und seinem Sohn Jaques Eustache eine große Anzahl von Grafiken erhalten ist. Tätig waren sie ab etwa 1742 bis 1788. Grafiker, insbesondere Illustrationsgrafiker, waren nicht so populär wie die Maler ihrer Zeit. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren in Frankreich vor allem die beiden Hofmaler Alexandre-Francois Desportes (1661 – 1743) und Jean-Baptiste Oudry (1686 – 1755) tonangebend.


Dennoch erlangte Jaques de Seve mit seinen Grafiken von Tieren und Pflanzen Berühmtheit, vor allem als ihn der Comte de Buffon (1707 –1788) mit der Illustration seiner monumentalen Naturgeschichte in 36 Bänden beauftragte. De Seves Arbeiten wurden dadurch so bekannt, dass noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Bilder von ihm in seiner Manier für verschiedene Bücher und für den Kunsthandel nachgestochen wurden. Diese Grafiken sind nach wie vor begehrte Sammelobjekte.


Seine Grafikserie über die Hunderassen zählt zu den bemerkenswertesten Arbeiten dieser Zeit. Die Hunde sind sehr genau beobachtet und mit ihren Merkmalen und ihrer Rassebezeichnung exakt wiedergegeben. Der barocken Tradition entsprechend sind die Hunde in einer der Rasse entsprechenden Umgebung dargestellt. Auffallend ist bei de Seve, dass auch Hunde, die nicht zur Jagd verwendet wurden, dargestellt sind. Bei seinem deutschen Zeitgenossen Johann Elias Riedinger (1689 – 1767) konzentriert sich das Interesse noch ganz auf die Jagdhunde und ihren Einsatz.


Bei  Jaques de Seve sind bei den Jagdhunden rauhaarige und kurzhaarige Laufhunde, Vorstehhunde und auch Bassets und der Barbet dargestellt. Daneben gibt es Doggenrassen verschiedener Größe und Herkunft. Bemerkenswert ist auch, dass einzelne Rassen vorkommen, die offensichtlich schon damals interessant waren und Vorformen moderner Rassen waren. Der „Islandhund“ zeigt Ähnlichkeit mit Collies, der „Wolfshund“ hat Merkmale des modernen Schäferhundes. Auch der „Schäferhund“ wird erstmals zu den Rassen gezählt. Der „Sibirische Hund“ wird ebenfalls zum ersten Mal dargestellt, und zwar in einer großen und kleinen Varietät.


Windhunde unterschiedlicher Größen sind besonders elegante Tiere, wobei die kleinen Vertreter als „Türkische Windhunde“ bezeichnet werden. Auch der „Barsoi“ war offensichtlich in Frankreich bereits bekannt. Schließlich gibt es noch eine ganze Reihe kleiner Hunde, die vor allem von den Damen am Königshof und in den Adelsfamilien gehalten wurden. Zu diesen Rassen zählen der Mops, der Zwergpudel und verschiedene spanielartige Hündchen

In der Sammlung Dr. Fleig ist Jaques de Seve mit 20 hervorragenden Blättern vertreten, auf denen insgesamt 25 Hunderassen der damaligen Zeit abgebildet sind. Wie Hunde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gesehen wurden, belegt ein Text aus dem Kapitel über die Hunde von Buffon:

„Die Größe der Gestalt, die Eleganz der Form, die Stärke des Körpers, die Freiheit der Bewegungen, alle diese äußeren Qualitäten sind nicht das Edelste an einem lebendigen Wesen: denn wie wir am Menschen den Geist im Antlitz, den Mut in der Stärke, die Gefühle in der Schönheit bevorzugen, urteilen wir auch über die inneren Qualitäten, die beim Tier gegeben sind; durch sie unterscheidet es sich vom Automaten, der sich über die Pflanzen erhebt, und sich uns annähert: es ist das Gefühl, das sein Wesen auszeichnet, das es bestimmt, das es belebt, das es antreibt und bewegt; es lässt die Sehnsucht entstehen und gibt der Materie die fortschreitende Entwicklung, den Willen, das Leben. Folglich ist die Vollkommenheit des Tieres von der Vollkommenheit des Gefühls abhängig; je weiter es entwickelt ist, umso mehr Fähigkeiten und Mittel hat das Tier; je länger es besteht, umso besser ist das Verhältnis zum Rest der Welt; und da es auch über die Erziehung vervollkommnet werden kann, wird das Tier würdig in die Gesellschaft des Menschen einzutreten.“